Das letzte noch vorhandene Vorort-Kino in Dortmund ist die Film-Bühne zur Postkutsche. Infos zum aktuellen Programm und mehr gibt es auf der Homepage. Dieser Ort hat sich in der Vergangenheit als Kultur- und Filmlokal in der Westfalenmetropole einen Namen gemacht. Wer die Bedeutung des Kinos in der gesellschaftlichen Geschichte nachvollziehen möchte, kann einen Blick auf die Vergangenheit und Gegenwart der Film-Bühne werfen.
Das erste Kino in Aplerbeck in Dortmund eröffnete 1912 in der damals noch so benannten Chausseestraße 44, der heutigen Köln-Berliner-Straße. Dieses trug den Namen „Viktoria-Lichtspiele“. In der Folgezeit gab es im Ort einige Eröffnungen, Schließungen und Besitzerwechsel. Weiterführende Informationen findet man auf Wikipedia. Zum einen über die Aplerbecker Kinogeschichte, zum anderen über die Kinogeschichte im Allgemeinen.


In den 50er Jahren, als sich die Wirtschaft in vielen Ländern stabilisierte, kam es, auch aufgrund technologischer Entwicklungen im Bereich Film und Fernsehen, zu einem regelrechten Kino-Boom. Breitbild- bzw. Cinerama- und CinemaScope-Verfahren führten zu spektakuläreren Vorführungen. Verbesserte Lichttechniken, Monitore und Tonqualität steigerten das Seherlebnis. Der Farbfilm (Technicolor und andere Farbprozesse) gewann weiter an Verbreitung.
Vom Tanzsaal zur Leinwand
Als die Film-Bühne zur Postkutsche, die bis dato noch ein Tanzsaal mit Bühne war, umgebaut wurde und im Jahre 1954 eröffnete, etablierte sich das Kino vielerorts als soziales Zentrum. Der erste Film, der an der Schüruferstraße, dem Gebäude, in dem sich das Kino heute noch befindet, gezeigt wurde, war „Wenn du noch eine Mutter hast“ mit Paula Wessely. Das Kino galt als Gemeinschaftserlebnis. Mode- und Popkultur spiegelten sich im Publikum wider. Filme reflektierten und formten Alltagskultur, Moralvorstellungen und europäische Nachkriegsgeschichte.
Die öffentliche Leinwand hatte aufgrund fortschreitender Technik im Heimbereich schon immer mit Besucherzahlen zu kämpfen. Mit dem Aufkommen von VHS, Videotheken, DVDs, Beamern und später auch Smart-TVs und Streamingdiensten begann das letzte große Kinosterben. Die Postkutsche ist als letztes von 51 Dortmunder Vorort-Kinos erhalten geblieben. Am Ambiente hat sich wenig geändert.


Kino ist Kult
Ich selbst kann nicht mehr sagen, wann ich das erste Mal in der Film-Bühne zur Postkutsche war oder wie viele Filmvorführungen ich im Laufe meines Lebens besucht habe. Ob mit Freunden, der Familie, zu Kindergeburtstagen, das erste Date oder einfach nur, um den neuesten Film zu sehen. Anlässe gab es genug und es war alles dabei.
Wer Filmfan ist oder brandaktuelle Kinofilme gerne mal in einem Saal erleben möchte, der mit seinen typisch roten Sitzen noch immer im Stil der 50er Jahre gehalten ist, sollte der Film-Bühne, im Volksmund nur „Postkutsche“ genannt, auf jeden Fall einen Besuch abstatten. Es wird außerdem auch ein Seniorenkino und ein Kino für Kids angeboten. Die Atmosphäre ist unbeschreiblich und das Kino selbst einfach Kult. Wer weiß schon, wie lange ein Besuch noch möglich sein wird.
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