Hallo Buddy Olli,
vor kurzem habe ich dein Instagram-Profil und darüber auch deine Website „Feingut Drucke – exklusive Prints mitten aus‘m Pott!“ entdeckt. Ich war, nicht zuletzt auch wegen der „Ruhrpott-Thematik“, sofort Feuer und Flamme für dein Projekt. Deine Arbeit als kreativer Künstler geht allerdings weit über das Erstellen von Drucken hinaus. Mit den folgenden Fragen würde ich gerne etwas mehr über dich und deine Kunst erfahren und es mit unseren Lesern teilen.
Der Bezug zum Ruhrpott
Kannst du für alle, die dich nicht kennen, etwas über dich und deinen Bezug zum Ruhrpott erzählen?
Hey Maks, zunächst einmal danke für dein Interesse und dass ich hier teilnehmen darf. Mein Name ist Oliver Steinkrüger, ich bin 44 Jahre und komme gebürtig aus Herne. Der Bezug ist quasi schon ab Geburt festgelegt worden, würd ich sagen. Aber über die Jahre habe ich schon oft den Wohnort gewechselt und wenn man schon so viele Auswahlmöglichkeiten im Ruhrgebiet hat, sollte man die auch nutzen. Heißt also: Nach Herne ging‘s nach Bochum, danach Duisburg, kurzer Ausreißer nach Bielefeld für 3 Jahre, zurück nach Mülheim a. d. Ruhr und jetz Gelsenkirchen.


Dein Künstlername ist Buddy Olli. Wie genau bist du zu diesem Namen gekommen?
Ich bin gelernter Fotograf und hab mit 23 meine erste Selbständigkeit gestartet. Damals war ich schon sehr aktiv in der Tattoo-Szene und die Idee war, ein Brand zu gründen, unter dem Tattoo-Studios ihre eigenen Shop-Shirts vertreiben können. Für dieses Projekt hatte ich lange keinen Namen, bis ein damals befreundeter Fotograf seinen ersten Bildband veröffentlicht hat. Er präsentierte sein Buch damals zum ersten Mal auf der Tattoo-Convention in Amsterdam. Dort hab ich ein Exemplar bekommen, mit Widmung. Diese Widmung begann mit den Worten „my dear Buddy Olli …“ Das wurde dann der Name des Brands. Später fingen Leute an, mich so zu nennen, was irgendwie naheliegend is und als ich mit dem Tätowieren angefangen hab, bin ich bei diesem Synonym geblieben.
Über den Einfluss und Stil
Aus deiner Website geht hervor, dass du das Druckprojekt während der Corona-Zeit ins Leben gerufen hast. Allerdings warst du schon vorher unter anderem als Tätowierer und Fotograf aktiv. Kannst Du etwas über deine Anfänge im kreativen Gewerbe erzählen? Gibt es bestimmte Projekte oder Personen, die dich beeinflusst haben, diesen Weg einzuschlagen?
Klar gibt‘s Leute, die mich beeinflusst haben. Über die Jahre auch unglaublich viele. Beruflich war der erste Einfluss mein Vadda. Er war damals Hobbyfilmer/Fotograf. Als die jugendliche Findungsphase in Bezug auf meinen zukünftigen Job begann, steckte ich noch mitten im Inline-Skate-Universum fest. Mir war klar, zum Profi wird‘s nie reichen und in Deutschland davon leben, komplett illusorisch, aber ich könnte ja für Skate-Magazine fotografieren und Skate-Videos machen, dachte ich. Daraus sind dann zwar Tattoo-Magazine und Tattoo-Dokus geworden, trotzdem war das die ursprüngliche Motivation, Fotograf werden zu wollen, mit der Option auf Kameramann.
In Bezug auf deine Arbeiten als Tätowierer: Gibt es einen bestimmten Stil, auf den du dich dabei fokussiert hast?
Ganz am Anfang dachte ich: „Realismus is der Shit!“. Naja, was soll ich sagen, mache ich gar nicht, weils null zu mir passt. Im Prozess hab ich über die ersten Jahre gemerkt, dass ich viel mehr Bock drauf hab, was Eigenes zu kreieren, statt „nur“ zu kopieren. Damit will ich niemandem zu nahe treten, es gibt superkrass talentierte Leute da draußen, die darin ihre Passion gefunden haben. Über die Jahre habe ich für mich festgestellt, dass ich eine Bildsprache, die clean, solide und reduziert ist, mag. Somit bin ich dann relativ schnell im Bereich „Traditional“ gelandet und der inspiriert mich im weitesten Sinne auch heute noch am meisten.




Fotograf und Reporter
Du hast mir vor kurzem gesagt, dass du während der 2000er Jahre als Reporter und Fotograf für verschiedene Tattoo-Magazine gearbeitet hast. Kannst du darüber etwas erzählen?
Als ich meine ersten Tattoos bekommen hab, war ich in der Ausbildung zum Fotografen. Frank Segner vom Body Art Duisburg hat damals mein erstes Tattoo ausgebessert. Er war auch der Veranstalter der Wesel Tattoo Convention und der Fotograf/Reporter vom Tätowier-Magazin konnte nicht zu seiner Veranstaltung kommen. Also fragte mich Frank, ob ich den Job machen kann. Daraus folgten weitere Aufträge und andere Magazine kamen dazu. Neben dem TM kam noch Tattoo-Scene live dazu und als sich das Tattoo-Spirit gegründet hat, wurde ich direkt ins Boot geholt. Später kam noch das amerikanische Tattoo Artist Magazine dazu. Aber alle haben eins gemeinsam: Es gibt sie nich mehr 🙂
Gibt es aus deiner Zeit als Tätowierer oder Reporter Geschichten oder Anekdoten, die dir besonders in Erinnerung geblieben sind?
Den Job als Tätowierer mache ich jetzt fast 20 Jahre. Wenn man den Zeitpunkt des ersten Artikels und somit den Start dieses Weges nimmt, sogar schon 25 Jahre. Da kommen so viele Anekdoten und Geschichten zusammen, dass es unmöglich ist, nur eine oder zwei hervorzuheben.
Buddy Olli – Mehr als nur Tattoos
Wie kam es dazu, dass du angefangen hast, Siebdrucke anzufertigen, und was fasziniert dich besonders an dieser Technik?
2020 war der erste Lock mit knapp 3 Monaten Arbeitsverbot schon nich so einfach. Aber man wusste ja schon oder war sich sehr sicher, dass der Zweite zum Ende des Jahres kommen wird. Im November des selben Jahres war es ja dann auch so weit und ich hatte mir kurz vorher eine kleine Siebdruckmaschine gekauft, um etwas Merch für den Laden zu machen. Damit noch etwas Geld reinkommt, was auch gut geklappt hat. Das Coole an der Technik ist, dass sie der analogen Fotografie sehr ähnlich ist. Zumindest der Bereich des Siebbelichtens.
Wie hat sich deine kreative Arbeit als Tätowierer und Fotograf auf deine Siebdruck-Motive ausgewirkt?
Als ich vom Textil weitestgehend weg war, weil es bei Fehldrucken zu kostenintensiv is, hab ich mich dem Papier gewidmet. Die ersten gedruckten Bilder waren gerasterte Fotos mit gezeichneten Grafiken. Also quasi ‚ne Mischung aus beiden Welten.




Das Ruhrgebiet als zentrales Thema
Was bedeutet dir das Ruhrgebiet als thematischer Ankerpunkt in deiner Arbeit?
Ich glaube, um bei dreckigen Straßen, dichtem Autobahnnetz, runtergerockten Häuserfassaden und rauem Umgangston heimatliche Gefühle zu haben, müsse man schon von hier sein. Das is der Ort, der mich geprägt und sozialisiert hat. Auch wenn ich da ja nix für kann, bin ich dennoch sehr froh darüber, dass es so is. Wie kacke muss das sein, wenn man auf die Frage, wo man herkommt, mit „Bayern!“ antwortet. Mit dem Begriff „Stolz“ tue ich mich in dem Kontext eher schwer, denn wie man so schön sagt: „Dummheit und Stolz sind aus dem gleichen Holz.“ Trotzdem muss man anerkennen, was die Menschen in dieser Region über Generationen geleistet haben. Auch wie viele verschiedene Nationen sich hier ein Leben aufbauen konnten und dazu beigetragen haben, einen einzigartigen Ort in Deutschland zu schaffen. Wertschätzung ist das Mindeste, was man dieser Tatsache entgegenbringen sollte. Das versuche ich zu tun und noch ein bisschen mehr.
Vernetzen und Teilen
Du sprichst auf deiner Website davon, dass dir das Vernetzen, Teilen und gegenseitige Wachsen sehr am Herzen liegt. Wie versuchst du, dieses Prinzip umzusetzen?
Ich würde schon behaupten, dass ich diese Prinzipien im Shop oder auch generell lebe. Denn alleine durch die Arbeit als Tätowierer lernt man über die Jahre die unterschiedlichsten Leute kennen. Das Resultat ist dann, dass ich dir für diverseste Themen und Bereiche gute Leute empfehlen kann, die dir für dein Bedürfnis und je nach Situation oder Problem eine Hilfe sein können. Auf der Webseite ist es der Bereich „Kumpel Prints“, der diese Philosophie widerspiegeln soll. Für meine Freunde von Ruhrpott Outdoor (Youtuber), Odiba Genuss (Kaffeerösterei) und Panos Kitchen (Foodfluencer) habe ich bereits Designs gemacht. Diese wurden dann als Digitaldrucke verkauft und die Win-Win-Situation ist, dass jede/r Kooperationspartner/in am Umsatz beteiligt wird. So werde ich in meiner Arbeit supportet und jede/r, mit dem/der ich zusammenarbeite. Aktuell ist ein Design für den Kiosk Mummel in der Pipeline. In dem Fall wird es einen Digitaldruck A4 und ein Shirt geben.
Du hast mit ein- bis zweifarbigen Drucken angefangen. Was waren die größten Herausforderungen beim Umstieg zu mehrfarbigen Drucken?
Der tricky part ist die Präzision. Jede Farbe hat ihr eigenes Sieb. Eine Farbe zu drucken, das Sieb wegzunehmen, ein weiteres für die nächste Farbe anzusetzen, dies 4 × zu wiederholen und es hinzubekommen, dass es zum Teil millimetergenau Passend ist das, ist die Herausforderung. Vor allem mit meinen Möglichkeiten, die nach wie vor im DIY-Bereich sind. Die ersten waren zwar 2‑farbig, aber bei den Designs war es nich sooo wichtig, ob es passgenau is. Wobei es bei meinen Prints „Hansi“ – „Herz auf der Zunge“ oder „Glück Auf“ entscheidend ist, dass die Farbe an der Stelle ist, an der sie hingehört.


Motiventwicklung und Handwerk
Wie gehst du bei der Motiventwicklung für komplexe 3- bis 4‑Farbdrucke vor?
Da bin ich mir nicht sicher, was du genau meinst. Bei Siebdrucken fange ich mit der hellsten Farbe an und Ende mit der dunkelsten, z. B. Ansonsten auch nicht viel anders als bei anderen Motiven.
Welche Rolle spielt Handwerklichkeit in einer zunehmend digitalen Designwelt für dich?
Langfristig? Wahrscheinlich eine immer kleiner werdende. Vielleicht wird es ähnlich werden wie mit Musiktapes oder Schallplatten. Ganz weg sind sie ja nicht. Haben in meiner Wahrnehmung sogar noch mal einen ordentlichen Boom gehabt. Trotzdem liegt beides ja eher im Bereich Liebhaberei. Denn die Zeiten, in denen sie den Markt dominiert haben, sind nun mal lange vorbei, durch sehr gute digitale Alternativen. Genauso habe ich die meiste Zeit meiner Tattoo Laufbahn meine Papier Bilder mit Aquarell Technik gemalt.
Seit ich das iPad Ende 2019 hab, hatte ich keinen Pinsel mehr in der Hand. Seien wir ehrlich: Ohne das Teil und die Tools von True Grit Texture Supply wäre ich nicht in der Lage, Designs wie die City Prints in dem Look umzusetzen. Du kannst auch noch mal die analoge Fotografie nehmen. Als Künstler oder jemand wie Sebastiao Salgado kannst du damit noch arbeiten. Aber für „normale“ Aufträge ist es gar nicht mehr praktikabel. Auch das Material ist so teuer, das bezahlt dir keiner. Die einzige Konstante im Leben ist Veränderung, auch wenn es oft schwer zu akzeptieren is.
Pläne für die Zukunft
Was hast du in Zukunft geplant, arbeitest du schon an neuen Projekten?
Geplant is das Städtethema weiter auszubauen. Allerdings nicht wie bei den City-Prints durch mehrere Darstellungen, sondern nur durch einzelne Darstellungen. Es soll dann also eine eigene Serie werden. Darüber hinaus noch 1–2 weitere Dinge, auf die ich jedoch noch nicht näher eingehen möchte 😉 an Ideen mangelt es nicht.
Hast du noch einige abschließende Worte oder etwas, über das wir bisher noch nicht gesprochen haben?
Im Grunde wurde alles besprochen, würde ich sagen. Danke, dass ich mich auf deiner Plattform präsentieren durfte, und wer noch mehr erfahren will und/oder fragen möchte, kann mich gerne auf Instagram oder via E‑Mail kontaktieren.
Anmerkung: Buddy Ollis Studio findet ihr unter Amboss Tattoo.
Fotos / Bilder: © Buddy Olli
Für Informationen oder Anregungen schreibt uns gerne eine Mail an info@revierhund.de