Anfang dieses Monats fand im Skatepark Dortmund Hombruch die dritte Moonlight-Session statt. Als Parallelveranstaltung auch das Sommerfest der Surfskate Community NRW. Aufgrund der schönen Veranstaltung und der interessanten Gespräche wollte ich dazu unbedingt einen Artikel mit schönen Bildern verfassen.
Gesagt, getan. Eine Woche später stand der Termin zum Gespräch mit Annika, Janina und Hannah, den super sympathischen Organisatorinnen und Mitgliedern der Surfskate Community NRW. Darin ging es erstens um die Gruppe selbst und zweitens auch um die Techniken und Besonderheiten des Surfskatens.
Gründung und Aufnahme
Marc und Fabi haben im Surfurlaub gesehen, dass es neben Surfern mittlerweile auch sehr viele Surfskater gibt. Aus Interesse heraus haben sie das Ganze kurzerhand mit nach NRW gebracht und im Jahr 2021 die Community gegründet, obwohl zu dieser Zeit noch Corona war. Außer vielleicht einigen vereinzelten Personen gab es hier so gut wie keine Aktivität bezüglich dieser Sportart. Annika und Janina sind seit 2022 dabei und bilden zusammen mit Hannah, Marc und Steven, das Admin-Team. Die Community ist ein loser Zusammenschluss, da ein Verein mit Mitgliederversammlungen und Beiträgen zu viel Bürokratie bedeuten würde. Im Grunde sind es einfach nur Menschen mit einem gemeinsamen Hobby und mittlerweile auch Freunde, die sich treffen.
Um in die Gruppe aufgenommen zu werden, kann man bspw. über Social Media Kontakt aufnehmen oder Surfskater im Skatepark ansprechen und diese dann bitten, in die WhatsApp-Gruppe aufgenommen zu werden. Diese geht auch über das Skaten hinaus, mit Bereichen zu Equipment, Bouldern etc. Es gibt Unterkategorien und mehrere Kleingruppen, zum Beispiel nach Städten wie Oberhausen, Düsseldorf und Köln. Dadurch kann man sich auch lokal austauschen. Jeden Monat wird ein Skate-Day organisiert, für den dann über Instagram und WhatsApp alle Leute eingeladen werden, um daran teilzunehmen. Letztendlich geht es darum, aus der Liebe zur Sache gemeinsam Spaß zu haben.

Foto: © fast._.forward

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Surfskate-Spots
Spots gibt es im Ruhrgebiet und in ganz NRW einige. Die Open Airea Oberhausen ist sehr schön. Auch der große Skatepark in Dortmund-Hombruch. Einen etwas kleineren gibt es in Essen-Kray oder auch im Glückaufpark Hassel in Gelsenkirchen. Ansonsten sind einige Pumptracks zu finden, die sehr viel Spaß machen. In Recklinghausen ist beispielsweise ein großer. Außerdem gibt es auch einiges etwas außerhalb des Ruhrgebiets, Richtung Düsseldorf oder Köln. Oft werden Fahrgemeinschaften gebildet. Der nächste Skate-Day findet Richtung Münster in Dülmen statt.
Insta zählt mittlerweile 2600 Mitglieder. Bei Whatsapp gibt es einen stetigen Wechsel, wobei der harte Kern, welcher dem Surfskaten verschrieben ist, ca. 500 Leute zählt. Daran kann man auch sehen, dass jeder, der nicht alleine sein möchte oder einfach nur Lust hat, etwas zu erleben, herzlich willkommen ist. Voraussetzung ist eine gewisse Offenheit und Toleranz. Beim Alter gibt es keine Einschränkungen. Das jüngste Mitglied ist ungefähr 7 und das älteste 70. Der größte Teil ist Ende 20 bis Mitte 40.
Als Anfänger braucht man keine Angst zu haben, da jedes Level erlaubt ist. Außerdem hat jeder mal klein angefangen. Im Prinzip braucht es erstmal nur ein Board und Beton. Viele Leute kommen dadurch irgendwann zum Surfen und umgekehrt. Einige kommen auch vom klassischen Skateboard. Dadurch können alle voneinander lernen, sich gegenseitig unterstützen und Tipps geben. Mit dem Surfskate die ersten Turns üben ist wesentlich einfacher als mit einem normalen Skateboard.

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Vernetzung der Surfskate Community über NRW hinaus
Die Gruppe wächst von Jahr zu Jahr. Das Sommerfest war unfassbar. Es waren unter anderem Leute aus Hamburg und Berlin, sogar jemand aus München oder den Niederlanden anwesend. Jeder wurde sofort in die Community integriert. Es konnten Boards von anderen Mitgliedern ausgeliehen und getestet werden. Sprache, Herkunft und Alter spielten keine Rolle. Jeder durfte sich auch mal in der Bowl ausprobieren.
Mit den Gruppen aus Hamburg und Berlin besteht eine enge Verbindung mit gegenseitigen Besuchen. In Hannover war das erste große Sommerfest. Das Pangea-Festival ist zudem seit 3 Jahren ein fester Bestandteil. Seit zwei Jahren werden dort auch Workshops von der Community gegeben. Generell kann man sagen, dass das Ganze immer größer wird und immer mehr Gemeinschaften in verschiedenen Städten entstehen.
Eine Idee für die Zukunft ist, dass das Sommerfest eventuell rotierend stattfindet und auch Roadtrips zu anderen Communities außerhalb von NRW geplant und umgesetzt werden. Vielleicht kann sich das Ganze auch länderübergreifend ausweiten. Beispielsweise hat Vienna eine große Szene und auch Surfskate Istanbul. Einzelne Mitglieder waren dort schonmal vor Ort, aber bisher noch nicht als Gruppe.
Kleinere Veranstaltungen und der Non-Profit-Gedanke
Auch die kleinen Veranstaltungen dürfen nicht fehlen. An Weihnachten gibt es eine Weihnachtsfeier, zu der jeder Plätzchen oder Glühwein mitbringt, oder auch eine Karnevals-Session findet statt. Dafür befindet sich das Admin-Team im stetigen Austausch. Wichtig ist dabei der Non-Profit-Gedanke. Alle Veranstaltungen und auch Workshops sind kostenlos und werden es in Zukunft auch bleiben. Deswegen werden weder Surfskateschulen promotet, noch wird in irgendeiner Form Werbung gepostet oder verbreitet.
Einziges Manko ist, dass dadurch, dass kein Geld eingenommen wird, es noch keine Community-Boards gibt. Hier wäre es schön, wenn Mitglieder, die sich ein neues Board zulegen, ihre alten zur Verfügung stellen. Bei Schutzausrüstung ist das ähnlich. Zwar sind auf den Veranstaltungen immer ein paar Schoner vorhanden, falls jemand spontan dazukommt, aber die Gruppe ist dabei auf Spenden angewiesen.

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Techniken und Besonderheiten
Der große Unterschied zum klassischen Skate- oder Longboard ist die hochgradig bewegliche Vorderachse. Diese bewirkt, dass man extrem enge Kurven fahren kann, sodass es sich anfühlt wie mit dem Surfbrett auf einer Welle. Es sind dabei andere Körperbewegungen nötig. Beispielsweise beginnt die Rotation mit der Blickrichtung und geht dann über die Wirbelsäule durch den gesamten Körper bis in die Zehen. Dadurch bekommt man ein sehr gutes Gleichgewichtsgefühl. Anders als beim Streetskaten nimmt man die Füße in der Regel nicht vom Board.
Die Wahl des Boards hängt von der persönlichen Vorliebe ab. Es gibt verschiedene Breiten, Längen und Formen. Körpergröße spielt dabei natürlich auch eine Rolle. Bei einem Surfskate-Treffen hat man die Möglichkeit, verschiedene auszuprobieren, und kann schauen, womit man sich wohlfühlt. Die Achsen unterscheiden sich je nach Hersteller. YOW und Smoothstar sind eher für flexible Achsen bekannt, was für Anfänger unter Umständen einfacher ist, da die rotierende Körperbewegung einfacher erlernt werden kann.

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Boards und Schutzausrüstung
Wenn man eher Richtung Surfen schaut und eventuell schon etwas Erfahrung hat, könnte ein Carver mit einem veränderbaren Achsensystem die bessere Wahl sein. Hier hat man die Möglichkeit, sie etwas fester oder lockerer einstellen zu können. Bei YOW hat man normalerweise eine Feder, die die Achse in den rotierenden Bewegungen unterstützt. Bei Carver hat man nur die Bushings. Bei Achsenadaptern von Waterbone ist es so, dass man die Achse ausschließlich mit dem Körper bewegt, da die Achse nicht automatisch zurückfedert.
Da am Anfang das Fallen dazugehört, sind Protektoren zum Schutz wichtig. Vielleicht stürzt man nicht so oft wie beim Streetskaten, trotzdem besteht ein gewisses Risiko. Handgelenke sind in der Regel das Anfälligste. Auf einen Helm sowie Knie‑, Ellenbogen- und Handgelenkschoner sollte man nicht verzichten. Außerdem ist es ratsam, zu schauen, dass der Beton, auf dem man fahren möchte, sauber ist. Dass weder Sand, Steine noch Wasser im Weg sind. Optimal geeignet sind flache Skateschuhe. Wobei das nur Empfehlungen sind und letztendlich jeder für sich selbst entscheidet.

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Trainieren und Lernen mit der Surfskate Community
Im Internet gibt es viele YouTube-Channels, Tutorials und Videos zum Thema. Letztendlich ist aber das Wichtigste, selbst zu fahren. Wenn man ausschließlich allein übt, kommt man schnell an einen Punkt, an dem man denkt, dass man sich nicht weiterentwickelt. Hier liegt der Vorteil einer Community. Tipps von Außenstehenden beim aktiven Üben sind von großem Vorteil. Oft sind es Details, wie die Fußstellung, die man an sich selbst nicht wahrnimmt, die den Unterschied machen. Gerade Beginner sollten das Bremsen und Fallen üben und grundlegende Dinge wie Schulter- oder Armbewegungen. Außerdem gibt es verschiedene Dinge, auf die man sich konzentrieren kann, wie das Fahren in der Bowl.
Durch das Surfskaten profitiert man beim Surfen, da Bewegungen wie das Snappen, eine explosive Drehung auf der Welle, sehr ähnlich sind. Beim Fahren ist der Vorteil, dass man kein Wasser benötigt, man nicht zu paddeln braucht oder auf den Peak warten muss. Das Muskelgedächtnis speichert die Bewegungen ab, sodass es auf der Welle sehr viel besser funktionieren wird.

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Abschließende Worte
Für Annika, Janina und Hannah sowie viele andere ist das Surfskaten mehr als ein Hobby. Es ist eine Leidenschaft und ein fester Bestandteil in Ihrem Leben. Sie haben dadurch Freundschaften entwickelt und auch ihren Horizont erweitert. Alle, deren Interesse für diese Thematik geweckt wurde, die eine Toleranz gegenüber anderen Menschen besitzen, sollten sich mit der Surfskate Community NRW in Verbindung setzen, um am nächsten Treffen teilzunehmen. Diese freut sich immer über neue Mitglieder.
Der REVIERHUND. bedankt sich an dieser Stelle bei der Surfskate Community NRW, insbesondere bei Annika, Janina und Hannah, für das Gespräch und den wundervollen Tag auf dem Sommerfest. Für Informationen oder Anregungen schreibt uns gerne eine Mail an info@revierhund.de.
Titelbild: © fast._.forward